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Not macht erfinderisch: Zaungottesdienst bei avendi in Steinbach

 –  Steinbach/TS. Service-Wohnen & Pflege AN DER WIESENAU

Geschuldet der merkwürdigen Umstände und Beschränkungen, die nun schon seit einigen Wochen bestehen, fand an einem schönen Mainachmittag sprichwörtlich „aus der Not heraus“ ein Zaungottesdienst für die Bewohner der avendi-Pflegeeinrichtung Service-Wohnen & Pflege AN DER WIESENAU in Steinbach statt. Pfarrer Herbert Lüdtke von der evangelischen St. Georgsgemeinde in Steinbach gestaltete diese ungewöhnliche Andacht zusammen mit Bernhard Antony, Leiter des Sozialen Dienstes der avendi-Einrichtung, auf einem öffentlich Weg, der parallel zur Einrichtung verläuft und in unmittelbarer Nähe zu den Terrassen der Wohnbereiche liegt.

Auch wenn der Zaungottesdienst „nur“ auf Distanz und verstärkt mit Mikrofon stattfinden konnte, war man sich doch innerlich verbunden und ganz nah. Rasch gelang es Pfarrer Lüdtke, mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen und sie auch unterstützt von Herrn Antony in der Sprache der Musik mit Volksliedern anzusprechen und in die Andacht einzubinden. Die Bewohner erzählten von einem Gefühl der Befreiung, das sie jetzt im Augenblick erlebten. „Es ist Frühling und wir sitzen draußen auf den Terrassen, wir singen gemeinsam Volkslieder und machen etwas zusammen.“ Es wurde auch deutlich, wie wichtig „verbundensein“ angesichts des „Lockdown“ und der globalen Krise ist und wie die schwierigen Umstände auf die Seele drücken.

Das Gefühl der Isolation, das Abgehängt-sein vom Leben draußen, kam zur Sprache. Angesprochen wurde auch, wie wichtig momentan die Akzeptanz von Grenzen ist, ebenso die vorübergehende Einschränkung der persönlichen Freiheit; gerade junge Menschen brechen oft unter dem aktuellen psychischen Druck zusammen. Die Alten haben sich dagegen gefügt, sie haben keine große Angst vor dem Virus. "Wir haben schon sehr viel erlebt, was soll noch passieren?"

Es wurde aber auch deutlich, dass es sehr schwer für die Senioren ist, einsam zu sein, und ertragen zu müssen, zeitweise nicht oder jetzt nur sehr selten besucht zu werden. Das Gefühl von Isolation und sich fast eingesperrt zu fühlen kommt immer wieder hoch. Abschließend wurde gemeinsam dafür gebetet, dass es wieder gelingt, mehr Beziehungen zu schaffen, dass wieder mehr Menschen besucht werden können, das so etwas wie die Zaunandacht stattfinden kann, dass wieder gemeinsam gesungen werden kann, dass wir uns an dem freuen, was innerhalb der Grenzen gerade möglich ist: Lieder singen, schöne Blumen anschauen, sich freuen an der Natur, dem Singen der Vögel, dass wir einfach versuchen, uns daran zu erfreuen, was gut ist in unserem Leben, weil wir dann das, was uns einschränkt, was uns zugemutet wird, miteinander vielleicht besser aushalten können. Ein Stück Dankbarkeit zeigen für das, was wir noch haben und was noch geht und daraus Zuversicht schöpfen, für die Zukunft, in der wir wieder freier leben können.

Elemente des Zaungottesdienstes sind Bestandteil des Videogottesdienstes „Gott in Steinbach“ der Evangelischen Georgsgemeinde Steinbach, der am Sonntag, 17. Mai 2020, „Rogate“ (lat. = Betet!) auf YouTube veröffentlicht wurde. In diesem 12-minütigen Videogottesdienst lädt Pfarrer Herbert Lüdtke die Gemeinde dazu ein, miteinander nachzudenken über das Altwerden, darüber, betreut zu werden, gepflegt zu werden und nicht zuletzt auch darüber, nicht besucht werden zu dürfen in Zeiten von Ansteckungsgefahr, Corona-Virus und den daraus resultierenden Krisen.