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Mehr als Sterne basteln

 –  Aktuelles Ketsch Service-Wohnen & Pflege PARKSTRASSE

Wussten Sie, dass Radieschen im Garten Schädlinge fernhalten? Altes Wissen, das von den Senioren an die Mitarbeiter der avendi-Einrichtungen weitergegeben wird. Denn Soziale Betreuung ist viel mehr als Basteln oder Singen, es ist Lernen, Wertschätzung, Zugehörigkeit. Wie das Leben eben auch.

 

„Frau Gropp, haben Sie früher neben Ihrem Betrieb auch noch für die ganze Familie gekocht?“ – „Vierzig Jahre lang hab ich das alles zusammen gemacht. Manchmal abends vorgekocht, wenn es am nächsten Tag knapp wurde. Aber immer alles selbstgemacht. Und geschmeckt hat es immer allen.“

André Trinks ist Arbeitstherapeut. Gemeinsam mit Jens Reinemuth hat er im Neckarhaus eine Kochgruppe für Damen eingerichtet. Seit 2014 kochen sechs bis maximal zehn Damen jeden Mittwoch gemeinsam ein Gericht. Die meisten von ihnen sind demenziell verändert, aber Kartoffeln schnibbeln sie mit sicherer Hand. Während geschnitten und geschält wird, moderieren Trinks und seine Mitarbeiterin die Runde. Durchaus mit Rafinesse: „Wenn sechs Damen kochen, legen wir nur fünf Messer aus. Das sorgt dafür, dass sie in Kontakt kommen“, erklärt er. Als die Gruppe startete, war viel Moderationsarbeit nötig. Durch die Demenz verstärkt, trugen einige Damen ihre Kochehre wie einen Schild vor sich her. „Meinem Mann hat das 50 Jahre so geschmeckt!“ – so wurden individuelle Eigenarten verteidigt. Auch wie dick Kartoffelschalen geschält werden dürfen, war ewiger Stein des Anstoßes. Inzwischen sind die Damen eine eingeschworene Truppe. Das zeigt sich im sozialen Miteinander in der Einrichtung: Sie geben einander mehr Raum und gehen höflicher und rücksichtsvoller miteinander um. Eingeübt beim Kochen.

 

„Wir respektieren uns gegenseitig“

 

Ressourcen erhalten und aktivieren, soziales Miteinander ermöglichen, Alltagskompetenzen trainieren hat den ganzen Menschen im Blick, nicht seine Defizite. Satt, sauber, trocken war früher. Ende der 1970er Jahre vollzog sich eine Veränderung in der Altenpflege: Die an Krankenpflege orientierten Konzepte wurden von den Grundsätzen einer ganzheitlichen, aktivierenden und Individuum-zentrierten Pflege abgelöst. Das Heim wird nicht länger als Versorgungseinrichtung, sondern als Lebens- und Wohnort begriffen. Die Bewohner sind mündige Bürger, deren Lebensbedingungen sich an ihrer privaten Häuslichkeit orientieren.

Dazu zogen neue Berufsgruppen mit sozialer Ausrichtung in die Einrichtungen ein, die unter dem Begriff Sozialer Dienst zusammengefasst sind. Die Berufe sind bunt gemischt: Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Altentherapeuten, auch Erzieher und Alltagsbegleiter bringen ihre unterschiedlichen Kompetenzen ein. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der alte Mensch, der mit seinen Möglichkeiten anerkannt und in seiner Einzigartigkeit akzeptiert wird. Es ist eben eine zweite Sicht auf den Menschen, die die soziale Betreuung leistet. Kompetenzgerangel gibt es nicht: „Wir respektieren uns gegenseitig“, sagt Maike Will, Leiterin des Sozialen Dienstes in der Ketscher ParkstraSSe. „Wenn ein Bewohner sehr unruhig ist, werden wir gerufen. Wenn gepflegt werden muss, treten wir einen Schritt zurück.“

Der Stellenwert der Sozialen Dienste ist in den avendi-Einrichtungen gleichwertig mit dem Stellenwert der Pflege. Das zeigt sich im Alltag: Übergaben finden nicht nur in der Pflege statt, sondern bereichsübergreifend. Die Mitarbeiter sind ständig im Gespräch, tauschen sich aus über das Befinden der Bewohner, über ihre Eindrücke und Erfahrungen. Und sie greifen sich auch mal gegenseitig unter die Arme.

„Der Soziale Dienst ist ein wichtiges Rad im Alltag unserer Pflegeeinrichtungen“, betont Beata Schumann vom Zentralen Qualitätsmanagement. „Es geht nur Miteinander, wenn sich unsere Bewohner wohl fühlen sollen. Und dazu gehört eine gute Pflege genauso wie sinnvolle Beschäftigung, die vorhandene Ressourcen stärkt und fördert.“

Inzwischen gibt es Betreuungs-„Standards“, wie Maike Will das nennt. Jede – oder fast jede – avendi-Einrichtung hat einen Singkreis, das ist Basis, ebenso wie das Gedächtnistraining. Gymnastik wird überall gemacht. Manchmal in Kooperation mit einem externen Anbieter Sitz-Zumba, das immer beliebter wird. Demenzgruppen gibt es selbstverständlich ebenfalls in jedem Haus. Kaffeekränzchen und Morgenkreise runden das Bild ab – mehr ist optional und wird nach den Ressourcen des Sozialen Dienstes angeboten.

Da man nicht alles können muss, wird gerne und nach Möglichkeit externes Wissen zugekauft. Musiktherapie im CentroVerde ist ein solches zusätzliches Angebot. Oder eben auch Arbeitstherapeut André Trinks, der in der Ketscher PARKSTRASSE und im Mannheimer CentroVerde ein arbeitstherapeutisches Angebot nur für Männer anbietet. Die Herren arbeiten mit dem Werkstoff Holz. Sie stellen zunächst Handschmeichler her, um sich mit dem Werkstoff (wieder) vertraut zu machen und die eigenen Fähigkeiten (wieder) kennen zu lernen. Dazu befestigen sie das Werkstück im Schraubstock, bearbeiten und schmirgeln die Oberfläche so lange, bis sie glatt und eben ist – „was jemand als glatt empfindet, kann tatsächlich noch ganz stoppelig sein“, so Trinks, „aber wichtig ist die Energie und Mühe, die in die Arbeit gesteckt wird.“ Im Pflegeheim AM MÜHLBACH kümmert sich Julian Brandt, Leiter des Sozialen Dienstes, um die Herren, werkelt mit ihnen, fachsimpelt über Fußball und präsentiert an Fasnacht auch mal ein viel beklatschtes Männerballett.

Wertschätzung, gebraucht zu werden, einen Gegenstand nicht für sich, sondern für andere schaffen sind die gesteckten Ziele von Arbeitstherapie im Allgemeinen, aber auch vieler anderer Beschäftigungsangebote, die unsere Sozialen Dienste in allen Einrichtungen mit Engagement, Ideenreichtum und Knowhow anbieten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: in den Kreativgruppen durch die liebevollen Dekorationen, die die Wohnbereiche verschönern, in Gartengruppen, die im Garten und auf Balkonen für duftenden Blütenzauber sorgen, oder – wie in der PARKSTRASSE – für den Weihnachtsmarkt im Haus Likör und Marmelade zubereiten, in Handarbeitskreisen, die für Frühchen Mützen häkeln und stricken.  

Maike Will ist froh über die arbeitstherapeutische Ergänzung in ihrer Einrichtung, sieht sie aber ganz realistisch: „Manchmal sollen Sachen einfach nur Spaß machen, es muss nicht immer alles einen Hintergrund haben.“ 

 

a-team sichtbar: Der Soziale Dienst