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Newsletter Demenz

Wie hieß der noch gleich? An was wollte ich im Supermarkt denken? Am wievielten hat Jutta Geburtstag? Diese Situationen kennen wir alle. Dafür muss man nicht krank und schon gar nicht alt sein. Aber wann ist man nicht mehr nur etwas vergesslich, ab wann sollten die kleinen Lücken im Gedächtnis aufhorchen lassen und im Blick behalten werden? 

„Das ist tatsächlich alles andere als einfach", weiß Yvonne Bäuerle. Die Pflegekraft im avendi-Pflegeheim AM MÜHLBACH in Bad Überkingen auf der Schwäbischen Alb hat die Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft gemacht und befasst sich viel mit den Themen Demenz und altersbedingt wesensveränderte Menschen. Sie hat beruflich schon oft erlebt, wie schleichend sich eine Demenz zu Beginn entwickelt. 

Demenz – eine Herausforderung für alle Beteiligten

Aber was ist eigentlich Demenz? Übersetzt man den Begriff aus dem Lateinischen ins Deutsche, ist das deutlich herauszulesen. Er bedeutet „ohne Geist" und beschreibt damit gut, was mit Erkrankten passiert. Die geistigen Fähigkeiten nehmen nach und nach ab. Zunächst ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen, später auch das Langzeitgedächtnis. Der Mensch vergisst immer mehr und auch Fähigkeiten wie Orientierung, Sprache und Denkvermögen werden immer stärker beeinflusst. „Menschen mit Demenz sind Menschen mit einer sehr großen und langen Lebenserfahrung, die aufgrund ihrer Erkrankung nicht nur ihre Erinnerung, sondern auch ihre Identität und – im wahrsten Sinne des Wortes – ihr Selbstbewusstsein verlieren", fasst Yvonne Bäuerle zusammen. Auch grundlegende Fähigkeiten wie das selbstständige Essen oder der Gang zur Toilette gingen verloren. „Oft hört man, der Mensch mit Demenz werde wie ein kleines Kind, und das finde ich ganz schlimm. Denn wir müssen uns immer bewusst sein, dass diese Menschen ein reichhaltiges Leben mit vielen Erfahrungen und eine gewachsene Persönlichkeit haben. Wer denkt, er sei wie ein Kind, wird sich ihm gegenüber entsprechend verhalten, eher erzieherisch." Und das möchte sie auf keinen Fall. 

„Zu Beginn, wenn der Betroffene die Veränderungen merkt, führt dies zu großen Unsicherheiten, die sich oft in Trauer, Wut, Verzweiflung, Resignation oder in Misstrauen zeigen können", weiß Yvonne Bäuerle. Auch für Angehörige sei es schwer, die Situation zu begreifen und die Veränderungen als unwiderruflich anzunehmen. Sich tagtäglich der Aufgabe zu stellen, für einen dementen Menschen zu sorgen, ist eine Mammutaufgabe. Yvonne Bäuerle erlebt das beruflich: „Für mich ist die größte Herausforderung, den Menschen mit all seinen Lebenserfahrungen und seiner Persönlichkeit zu sehen und wertzuschätzen. Eine zweite große Herausforderung ist, zu erkennen, warum der Mensch mit Demenz gerade so reagiert wie er reagiert. Ich frage mich bewusst immer wieder: Was ist der Auslöser für sein Verhalten, seine Gefühle?” Denn das ist aus Sicht der Fachkraft auch der Schlüssel zu einem guten Miteinander. „Nur, indem man sich diese Fragen immer wieder neu stellt und lernt, sich in ihn hineinzuversetzen, kann man seinem Gegenüber aus der emotionalen Belastungssituation heraushelfen.” Um das zu können, muss man mehr über Demenz wissen...

Risikofaktoren, Diagnose und Behandlung

Demenz ist nicht gleich Demenz. Es gibt verschiedene Arten und verschiedene Ursachen für eine Erkrankung. In den meisten Fällen sind die einmal entstandenen Beeinträchtigungen nicht mehr zu beheben. Medikamentös und mit therapeutischen Ansätzen lässt sich der Verlauf der Erkrankung jedoch oft verzögern und Begleiterscheinungen wie Depressionen lassen sich gut behandeln. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, das Alter der größte Risikofaktor. 

„Grundsätzlich muss man zwischen primären und sekundären Demenzen unterscheiden", erklärt Yvonne Bäuerle, die sich als Gerontopsychiatrische Fachkraft mit allen befasst. „Sekundäre Demenzen sind Demenzen, die aufgrund einer Grunderkrankung entstehen. Das kann eine Stoffwechselerkrankung sein, Depressionen oder chronische Vergiftungserscheinungen durch Alkohol und Medikamente. Diese sekundären Demenzen sind teilweise heilbar, weil sich die Grunderkrankung zumeist gut behandeln lässt. Bei primären Demenzen wie Alzheimer und vaskulärer Demenz gibt es wenige Risikofaktoren, die sich beeinflussen lassen. Gerade bei der vaskulären Demenz, einer Durchblutungsstörung im Gehirn, ist einer das Rauchen, ein anderer Bluthochdruck.” 

 

Ist die Lebensweise ausschlaggebend?

Dass eine gesunde Lebensweise, also körperliche und geistige Beweglichkeit, grundsätzlich vor Demenz schützen, sieht Yvonne Bäuerle nicht. „Zwar wird dies oft so beschrieben, aber meiner Erfahrung nach hat das wenig Einfluss auf die Entstehung einer Demenz. Ich habe Menschen mit Demenz kennengelernt und betreut, die sich ihr ganzes Leben geistig und/oder körperlich fit gehalten haben, darunter Mathematiker, Schachspieler, Konzertpianisten, Trainer im Sportverein, Landwirte.” Dennoch: Es kann trotz dieser Einschätzung nur von Vorteil sein, sich einen guten Allgemeinzustand zu erhalten. Dazu tragen eine ausgewogene, gesunde Ernährung und auch soziale Kontakte, Bewegung und Aktivitäten bei. Es muss nicht gleich Leistungssport sein. Regelmäßige Treffen mit Familie und Freunden, Spaziergänge und Freizeitbeschäftigungen wie das Rätsel-Knacken oder Lesen fördern die Gesundheit und fordern den Geist. Gute Voraussetzungen, wenn man gesund alt werden möchte. Rund zehn Prozent aller Demenzen, nämlich die, die durch Vorerkrankungen ausgelöst werden, würden so gar nicht entstehen, könnten geheilt oder im Verlauf verbessert werden. 

 

Was ist zu tun?

 „Gehen Sie regelmäßig zum Arzt, vor allem bei Beschwerden", rät Yvonne Bäuerle. „So können Erkrankungen, die später auch eine Demenz begünstigen, rechtzeitig gut behandelt werden.” Auch bei ersten Gedächtnisschwierigkeiten sei der Arzt der richtige Ansprechpartner: „Eine Demenz muss immer ärztlich diagnostiziert werden. Gerade weil die Anfangssymptome auch andere Ursachen haben können, ist das Urteil des Fachmanns wichtig.” Alles weitere werde dann gemeinsam durchdacht. 

„Mit dem Zusammenspiel von medikamentöser Therapie und therapeutischen Ansätzen lässt sich viel erreichen", sagt Bäuerle. „Gezieltes Orientierungs- und therapeutisches Gedächtnistraining sind gute Mittel – das hat mit Spielen, die das Gedächtnis fordern, und Aktivitäten wie Kreuzworträtseln nichts zu tun." Außerdem sei das Aufrechterhalten des gewohnten Alltags wichtig. „Und die fortlaufende Beratung und Unterstützung der Angehörigen, da es bei Demenz auf emotionaler Ebene schnell zu gegenseitigen Verletzungen kommen kann. Je besser die Angehörigen die Erkrankung verstehen und Hilfestellungen bekommen, umso eher kann ein Verständnis für den erkrankten Menschen entwickelt werden. Einige Konflikte und Missverständnisse in den Beziehungen können verhindert oder entschärft werden.”

So können Sie Signale früh erkennen

Zwar lässt sich Demenz normalerweise nicht heilen, doch verzögern lässt sich das Fortschreiten heute medikamentös und mit Therapien oft gut, wenn die Erkrankung rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Daher ist es immens wichtig, Signale, die auf Alzheimer oder eine andere Form der Demenz hindeuten, zu erkennen und mit dem Arzt zu besprechen. 

Folgende Auffälligkeiten sollten wachsam beobachtet und bei Häufung abgeklärt werden:

  • Vergesslichkeit (zunächst vor allem Erinnerungslücken bei Erlebtem, das noch nicht lange zurückliegt, also das Kurzzeitgedächtnis betreffen)
  • plötzliche Unlust, Dinge zu tun, die sonst Freude bereitet haben (der Betroffene gärtnert nicht mehr, geht nicht mehr zum Kegeln oder zu Treffen mit Freunden)
  • Orientierungsprobleme
  • Sprachstörungen
  • Gefühlsausbrüche, beispielsweise Wut, Trauer oder Angst 
  • Überblick über die eigene Wohn- und Lebenssituation geht verloren, es fällt schwerer, den Alltag zu meistern
  • Urteilsvermögen lässt nach

Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz

„Gefühle werden nicht dement", sagt Yvonne Bäuerle. Die Gerontopsychiatrische Fachkraft versucht im Job daher alles, um bei „ihren" Senioren positive Gefühle anzuregen. Für sie ist das Wahrnehmen der Person an sich die einfachste und ehrlichste Art, das zu erreichen: „Jeder Mensch freut sich über ein freundliches Wort, ein Lächeln, ein kurzes Gespräch auf dem Flur, Blumen beim Besuch. Menschen mit Demenz sind für diese Begegnungen und Aufmerksamkeiten zumeist sogar empfänglicher als Gesunde. Wenn ich durch den Speisesaal gehe, grüße ich daher immer laut und winke in den Raum, viele winken lächelnd zurück.” 

 

Wertschätzung steigert das Selbstwertgefühl

Auch das Gefühl, gebraucht zu werden, vermittelt Yvonne Bäuerle den Bewohnern im Pflegeheim AM MÜHLBACH gern bewusst. „Viele Menschen mit Demenz empfinden sich selbst als Belastung für andere, vor allem zu Beginn der Erkrankung. Selten werden sie um Hilfe gebeten. Wenn ich sie also frage, ob sie mir helfen können, erzeugt das bei ihnen ein positives Gefühl. Der Alltag bietet ungezählte Möglichkeiten dazu, beim Tischdecken und -abwischen, beim Kehren und vielem mehr.” Wenn dann auch noch ein „Danke, dass Sie mir geholfen haben“ folge, so Bäuerle, erfahre der Mensch mit Demenz Wertschätzung und eine Steigerung des Selbstwertgefühls.

 

Spontaneität und Ehrlichkeit

Auch Spontaneität und Ehrlichkeit sind im Umgang mit altersbedingt wesensveränderten Menschen wichtig. Praxis-Tipp von Yvonne Bäuerle: „Beim Laufen mit Menschen mit Demenz summe ich oft einen Walzer-Takt. Wenn der Mensch darauf reagiert, wagen wir schon mal ein Tänzchen. Ich darf meinem Gegenüber aber auch einmal sagen, wenn ich nicht so gut drauf bin. Menschen mit Demenz haben oft feine Antennen für die Gefühle anderer. Sie reagieren meist mit Verständnis und einige trösten dann auch.” 

 

Weitere Tipps für den Alltag:

  • Halt und Sicherheit sind wichtig. Vermeiden Sie abrupte Veränderungen. Aber passen Sie nach und nach die Abläufe so an, dass es einen festen Tagesablauf und feste Gewohnheiten gibt.
  • Sprechen Sie in einfachen, kurzen Sätzen und geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal.
  • Stellen Sie Fragen, die mit „Ja” oder „Nein” zu beantworten sind.
  • Lenken Sie Gesprächsinhalte auf erlebte positive Emotionen, nicht zu sehr auf Fakten.
  • Haben Sie Geduld. Lassen Sie Ihren Angehörigen zum Beispiel aussprechen, auch wenn es einfacher erscheint, seine Sätze zu vollenden. Antworten Sie auf wiederholte Fragen, als stelle er sie zum ersten Mal. Das verhindert weitere Verunsicherung.
  • Aktivierende Pflege verhindert, dass sich der Erkrankte ganz zurückzieht. Um herauszufinden, in was man ihn gut einbeziehen kann, ohne zu überfordern, braucht es etwas Fingerspitzengefühl.
  • Jemanden zu pflegen kostet Kraft. Nehmen Sie Angebote wie Informationsveranstaltungen für pflegende Angehörige wahr. Und verschaffen Sie sich von Beginn an Hilfe und Auszeiten.

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